Prag: Fluch und Segen von Tscheсhien
Drei Tage und zwei Nächte in Prag und das kurz vorm Silvester! Was kann schon romantischer sein haben wir uns gedacht und sind spontan mit einem bekannten Pärchen aus Würzburg in das Nachbarland losgefahren. Und obwohl die Metropole in der Weihnachtszeit optisch einer wunderschönen Märchenstadt ähnelt, fand ich sie persönlich sehr überfüllt und nicht besonders Touristenfreundlich. Aber eins nach dem anderen.
Wenn ihr mit dem Auto unterwegs seid, lernt aus unseren Fehlern, kauft euch unbedingt vorher eine gelbe Warnweste für jeden Mitfahrer. Diese ist obligatorisch für jeden der in die Tschechische Republik fährt und wird streng kontrolliert und bestraft. Die Weste kostet eins bis zwei Euro überall in Deutschland, außer bei den Tankstellen kurz vor der Tschechischen Grenze, wo wir diese für 8 Euro je Stück kaufen durften=) Das Geld sollte man ebenfalls mit Köpfchen wechseln. Im Stadtzentrum ist der Kurs Aufgrund einer sehr starken Konkurrenz wesentlich angenehmer als abseits der Touristenwege. Aber seid auf der Hut manche Umtauschstellen berechnen euch eine satte Kommission für Ihre Dienste. Also fragt unbedingt nach bevor Ihr tauscht. Und selbst wenn viele Einheimische sehr gut Deutsch sprechen(auch Englisch und Russisch), vergesst niemals, dass Ihr Touristen in einem fremden Land seit, man wird euch ganz gewiss über den Tisch ziehen wollen=)
Auf der tollen Seite airbnb.com haben wir uns eine 2 Zimmerwohnung im Standbezirk 3(Insgesamt gibt es 10, je kleiner die Nummer umso zentraler liegt es) gebucht. Ein Fußweg zum Standzentrum betrug ca. 20-25 Minuten und mit der Tram war man in 10 bis 15 Minuten dort. Die Wohnung war ganz gemütlich und sauber. Die Besitzer (interessanterweise Franzosen) waren sehr nett und bemüht. Sie haben es geschafft die Wohnung sehr geschmackvoll einzurichten. Bezahlt haben wir zu viert 125€ für 2 Nächte und das in der Silvesterzeit.
Da wir mit dem Auto unterwegs waren, mussten wir noch das Problem mit den Parkplätzen lösen. Durch Internet und einige Berichte aus unserem Bekanntenkreis haben wir erfahren, dass man seinen Wagen nicht auf der Straße unbeaufsichtigt Parken sollte, besonders wenn man ein ausländisches Kennzeichen hat. Deswegen haben wir uns dafür entschieden das Kraftzeug am Rande der Stadt auf einem Kostenpflichtigen (ca. 10€ für 3 Tage) und gut bewachten Parkplatz zu Parken. Der Parkplatz liegt direkt neben der U-Bahn Endstation „Zliein“ (gelbe Linie), und ist somit sehr einfach zu erreichen. Hier gibt es übrigens auch ein Riesen Einkaufszentrum mit allen bekannten und unbekannten Geschäften und Cafés, wo wir kurz vor der Rückfahrt unsere letzten Tschechischen Kronen ausgegeben haben.
Nun ein Paar Worte zur Prag selbst. Eine wunderschöne groteske Stadt, in der schicke monumentale Bauwerke und sehr gemütliche kleine Gassen sehr harmonisch in eine Einheit gebracht werden. Überalls spürt man das altertümliche und doch mal hier mal da tauchen Fragmente der modernen Kunst auf. Leider haben wir es nicht geschafft das legendäre Museum der modernen Kunst „Kampa Museum“ zu besichtigen, das werden wir aber beim Nächten Mal nachholen. Dafür haben wir uns das Foltermuseum angeschaut. Ein sehr fragwürdiges Vergnügen, würde ich sagen. Das einzige Fazit, das sich für mich nach 3 Stockwerken Folterinstrumente herauskristallisiert hat, war wohl die Erkenntnis, dass Deutsche und Spanier im Mittelalter wohl zu viel Freizeit hatten, welche sie in das Foltern der Mitmenschen genüsslich investiert haben. Rein aus der geschichtlichen Sicht fanden die meisten das Museum durchaus sehenswert. Eintritt kostet ca. 6 Euro.
Beinah jede europäische Hauptstadt in der Weihnachtszeit verwandelt sich in ein wildes Menschengedränge und Prag stellt, trotz ihrer Schönheit, keine Ausnahme dar.
Gefühlte Milliarden von Touristen sind unterwegs, sowohl draußen als auch in den Zahlreichen Cafés. Man fühlt sich wie auf einem Festival, getragen von der Menschenmenge ohne die Möglichkeit stehen zu bleiben und in Ruhe die fantastischen Aussichten zu genießen.
Zum Glück haben wir einen ruhigen Ort gefunden, der weitgehend frei von Touristen war und sehr sehenswert ist. Am Abend sind wir mit einer Zahnradbahn zu dem Garten auf dem Petrin Hügel gefahren, wo wir ein altes Štefánik-Observatorium entdeckt haben. Kurze Zusammenfassung: Durch 2 Teleskope haben wir Mond und Mars beobachten können. Der rote Planet war leider nicht sonderlich überzeugend und sah eher wie ein Windows Logo in den Augen eines Kurzsichtigen aus, der Mond hingegen war sehr detailliert zu sehen und war atemberaubend. Abgesehen davon eröffnet sich ein fantastischer Blick auf Prag vom Petrin Hügel.
Eine gute Freundin hat uns das Restaurant „Pushkin“ neben der Karlsbrücke empfohlen, wo wir uns zum Mittagsessen hingesetzt haben. Danach haben wir auf die Empfehlungen der anderen verzichtet, da der Laden uns durch das unfreundliche Personal leider sehr enttäuscht hat. Die Preise waren sehr hoch, aber man muss auch fairerweise sagen, dass das Essen gut geschmeckt hat und die Portionen gigantisch waren.
Natürlich haben wir auf der Straße das legendäre Trdelník (Spitzname Trdlo) probiert. Das ist ein traditionelles Gebäck, welches gerollt auf einem Stock am offenen Feuer oder Kohlen gebacken wird. Man kann ihn Mit verschiedenen Zutaten, wie Zucker, Mandeln, Kokosnuss usw. bestellen.
Besonders gut hat er uns mit dem heimischen Glühwein geschmeckt, welcher im Vergleich zu der deutschen Version wesentlich sanfter und aromatischer war.
Außerdem haben wir die berühmte Gulaschsuppe, welche traditionell in einem Brot serviert wird, gegessen.
Am zweiten Tag fanden wir durch Zufall eine richtig schöne und authentische Kneipe U Balbínů. Leider wissen wir immer noch nicht wie man das richtig ausspricht. Es ist sehr gemütlich eingerichtet, der junge Kellner ist echt nett und entspannt, die preise sind sehr angenehm und das Essen schmeckte göttlich! So wie wir es verstanden haben, brauen sie eigenes weißbier Fenix, welches ein sehr mildes Aroma und eine besondere fruchtige Note hat, weil es mit einer Orange serviert wird. Diese Kneipe können wir echt jedem empfehlen, der keine Lust auf Abzocke und Massentourismus hat.
Zu den öffentlichen Verkehrsmitteln können wir sagen, dass das Netz sehr ausgereift ist und ohne Probleme funktioniert. Es ist stets sauber und Pünktlich. Allerdings sind wir meistens zu Fuß unterwegs gewesen, da die Stadt wirklich sehr schön ist. Empfehlenswert ist übrigens die 24 Stunden Fahrkarte, die so um ca. 4€ pro Person kostet.
Insgesamt haben wir für 3 Tage und 2 Personen ca. 400€ ausgegeben, was locker hätte weniger werden können. Wir wollten es halt richtig krachen lassen und sparten nicht beim Bier und Trdlo=)